Panoramatafeln an der Bergkirche


Viele Besucher der Udenheimer Bergkirche genießen einen Rundgang über den Kirchgarten mit seinem schönen Ausblick.

Die Panoramatafeln an der Ost- und der Südseite der Kirchmauer helfen nun bei der Orientierung und verdeutlichen, wie weit der Blick bei klarer Sicht reichen kann.

Finanziert wurden die Panoramatafeln aus den Spendengeldern der Udenheimer Vortragsreihe. Über einen QR-Code auf den Tafeln kann man noch vor Ort die folgenden Texte von Utta Stuber lesen.

Die Udenheimer Bergkirche

Weithin sichtbar, auf einer Anhöhe außerhalb Udenheims gelegen, wird sie auch das Kirchenschiff im Rebenmeer genannt, reichen die Weinberge doch bis an die Kirchhofsmauer heran.

Schon die Römer haben hier an dieser Stelle Spuren hinterlassen: Sie errichteten eine Jupitersäule, von der ein Stein erhalten ist, auf dem u.a. Gott Merkur abgebildet ist, weiterhin hat man hier auch römische Keramik und Münzen gefunden. Selbst bei den Kelten soll es an dieser Stelle bereits eine Kultstättegegeben haben. Fundstücke weisen auf eine menschliche Besiedlung der Gemarkung seit der Jungsteinzeit hin.

Mit der Christianisierung unserer Region soll hier von iro-schottischen Mönchen eine Holzkapelle errichtet worden sein, von der es heute keine Überreste mehr gibt.

Schauen wir uns die Bergkirche an.

Ungewöhnlich wie die Lage außerhalb des Dorfes ist auch ihre eigenwillige, dreifache Gliederung: Der niedrige Turm, der älteste Teil der Kirche, das höhere Langhaus und der mächtige gotische Chor im Osten. Umgeben wird sie von einer Bruchsteinmauer; der Kirchhof diente bis vor gut 100 Jahren als Friedhof.

Die Form der Kirche ist ein Resultat aus zahlreichen Umbauten im Laufe der Jahrhunderte. Der Turm der Bergkirche ist das älteste erhaltene Udenheimer Gebäude, er wurde um das Jahr 1100 errichtet, also vor 900 Jahren.

Mit seinen dicken Mauern und kleinen Doppelfenstern, sog. Biforien, ist er der Zeit der Romanik zuzuordnen. Die spitzbogige Eingangstür bekam der Turm erst später in der Gotik, zuvor hatte er wohl nur eine Öffnung, die über eine Leiter zu erreichen war: Der Turm mit seinen dicken Mauern diente als letzter Rückzug im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung, ein sog. Wehrturm.

An den Turm schloss sich ursprünglich ein niedrigeres Kirchenschiff nach Osten hin an. Die Bergkirche entsprach der typischen Form einer Kirche.

In einer weiteren Bauphase wurde das Kirchenschiff durch zwei Seitenschiffe nach Süden bzw. Norden erweitert, so dass die Kirche dreischiffig wurde (dreischiffige Basilika). Man erkennt an der Südseite des Kirchengebäudes noch die heute zugemauerten Arkaden, die einst den Zugang vom Mittelschiff in das südliche Seitenschiff bildeten. Schmale Lanzettfenster, heute auch vermauert, sorgten für den Lichteinfall in das Mittelschiff.

In der Spätgotik wurde, vermutlich nach einem Brand, das Aussehen der Kirche erneut stark verändert. Zwischen 1518-27 wurden die Außenmauern des südlichen Seitenschiffs abgetragen. An der Vertiefung auf dem Boden des Kirchhofes erkennt man noch ungefähr die Breite des einstigen Seitenschiffs.

Das nördliche Seitenschiff wurde nicht abgetragen, sondern mit dem Langhaus vereint, die Arkadenwand zwischen Hauptschiff und nördlichem Seitenschiff im Innern entfernt, wobei der heute bestehende einschiffige Saal entstand. Seine Nord- und Südwand erhielten große, gotische Fenster. 400 Jahre nach dem Bau des Turmes beherrschten die Baumeister nun die Kunst, höher und filigraner zu bauen (z.B. Katharinenkirche Oppenheim).

Nach diesem Umbau stand nun der Turm nicht mehr in der Mittelachse des Langhauses. Diese Umbauarbeiten fanden in der Zeit zwischen 1518 und 1527 statt. In dieser Zeit kamen auch die Sakristei (auf der Nordseite) und der gotische Chor mit seinen prächtigen Maßwerkfenstern hinzu.

Die Arbeiten stammen von einem Bautrupp um Jacob von Landshut, der auch am Straßburger Münster tätig war. Solche Arbeiten wurden von hochspezialisierten Bautrupps ausgeführt, die auf große Bauwerke spezialisiert waren und von Baustelle zu Baustelle zogen.

Die Pfarrei Udenheim wurde erstmals 1250 erwähnt, die Bergkirche ist St. Pankratius geweiht. Mit der Reformation wurde die Bergkirche, bestimmt durch die damaligen Ortsherren, 1527 lutherisch. 1685 wurde durch die katholische Linie der Ortsherren Köth von Wahnscheid das Simultaneum verfügt, d.h. Katholiken und Protestanten mussten sich fortan die Kirche teilen. Dies führte in der Folgezeit zu vielen Auseinandersetzungen.

Schließlich konnte das Simultaneum einvernehmlich1959 aufgelöst werden. Die evangelische Kirchengemeinde ist seitdem alleinige Eigentümerin. Die Katholiken erbauten 1960 eine eigene Kirche im Dorf.

Bis zum Jahre 1796 hingen drei Glocken in der Bergkirche, die zu Kriegszwecken von den Franzosen eingeschmolzen wurden. In den Jahren 1874/75 entstand eine Besonderheit in der Ortsgemeinde Udenheim:

Nachdem die evangelische Gemeinde einen Platz gekauft hatte, wurde in der Ortsmitte (Marktplatz)der 28 Meter hohe, freistehende Glockenturm erbaut, der noch heute zu den evangelischen Gottesdiensten ruft, aber auch das Polizeigeläut der weltlichen Gemeinde versieht. Seither zahlt die bürgerliche Gemeinde dafür jährlich 200 DM / 102,26 EUR.

Seit 1968 läutet im Turm der Bergkirche eine neue Bronze "Vater-unser" Glocke.

Von hohem kunsthistorischem Wert ist nicht nur die Bergkirche, sondern auch das Kruzifix von Udenheim, das bis zur Auflösung des Simultaneums in der Sakristei hing. Die übermannsgroße Plastik aus der Zeit um 1070 (etwa gleiche Zeit wie Bau des Turmes der Bergkirche) gilt als eines der ältesten Großkreuze nördlich der Alpen. Es hängt jetzt in der Gotthardkapelle im Mainzer Dom. Eine Nachbildung kann an der Außenwand der katholischen Kirche (Schloßstraße)besichtigt werden!

1961 erfolgte eine Renovierung der Bergkirche. Neben einigen Umgestaltungen im Innern der Kirche wurden durch den Glaskünstler Heinz Hindorf die gotischen Fenster im Chor mit Szenen aus dem neuen Testament mit Buntglas versehen.

Um die Bergkirche rankt sich eine Sage von drei Schwestern. Sie wurde 1926 vom evangelischen Udenheimer Pfarrer Richard Sittel im Monatsblatt „Die Heimat“ festgehalten und ist hier wiedergegeben:

„Es lebten einst 3 Schwester, die durch Erbschaft in den Besitz eines so großen Vermögens gelangt waren, dass sie den gemeinsamen Schatz an barem Geld nicht zählen, sondern nur mit der Hilfe eines Scheffelmaßes *(rheinhessisches Viernsel) teilen konnten. [*Anmerkung: altes Raummaß, zur Messung von Schüttgütern (z. B. Getreide)]

Eine der Schwestern war blind und dieses Gebrechen benutzten die beiden anderen, um sie zu übervorteilen. Für sich selbst füllten sie das Hohlmaß jedes Mal bis zum Rande, während sie, wenn die Reihe an die Blinde kam, dasselbe umdrehten und nur den flachen Boden mit Geldstücken belegten.

Vor der Teilung waren sie übereingekommen, dass jede von ihnen eine Kirche bauen sollte und die Bauplätze waren auf Anhöhen, von deren jeder man auch die beiden anderen sehen konnte, bereits ausgewählt.

Als nun die Blinde merkte, wie sie von ihren Schwester betrogen wurde, verwünschte sie dieselben und sprach die Prophezeiung aus, dass die von dem zu Unrecht erworbenen Gute erbauten Gotteshäuser keine Dauer haben, sondern bald wieder zerfallen würden. Und so ist es gekommen: die beiden Kirchen auf dem Petersberg bei Gau-Odernheim und auf dem Nazarienberg bei Mommenheim liegen längst in Trümmern, während die von dem schmalen Erbteil der Blinden erbaute zu Udenheim noch heutigen Tages steht.“

Langer Stein

Blickt man nach Westen, steht, von einer Baumgruppe am Horizont verdeckt, der größte Menhir Rheinhessens, der über 3 m aus dem Boden ragt und „Langer Staa“ (Langer Stein) genannt wird.

Er befindet sich in der Gemarkung von Ober-Saulheim, direkt an der L 401 zwischen Saulheim und Wörrstadt.

Vermutlich in der Jungsteinzeit haben Menschen den Menhir aufgestellt. Er diente möglicherweise kultischen Zwecken, als Totengedenkstein oder Wegemal und im Mittelalter auch als Gerichtsstätte.

An seiner Südostseite wurde im ausgehenden Mittelalter eine Nische eingemeißelt, die ein neuzeitliches Marienbildnis birgt.

Udenheim - Geschichtlicher Überblick

Udenheim liegt geschützt in einer Mulde, die sich zum vor uns liegenden Selztal hin öffnet.

Das Dorf wurde erstmals schriftlich im Jahre 773 als „Otenheim“ erwähnt, als ein/eine Selfniu der wenige Jahre zuvor gegründeten Abtei Lorsch zwei Weingärten schenkte, was gleichzeitig auch den Weinbau seit über 1200 Jahren belegt.

Das Dorf ist aber noch älter als die erste Urkunde. An der Endung „-heim“ erkennt man die Gründung des heutigen Dorfes durch die Franken um 500 n. Chr., die nach dem Verfall des römischen Imperiums in unser Gebiet einwanderten und zahlreiche Dörfer gründeten (viele Endungen auf „-heim“ in Rheinhessen).

In der oberen Ludwigstraße (Nr. 37) befindet sich noch die mittelalterliche Zehntscheune. Sie war Teil eines größeren Güterkomplexes, den Kloster Werschweiler bei Homburg/Saar 1253 vom Grafen Gerhard von Diez erwarb.

Im Hochmittelalter war Udenheim ein ritterschaftlicher Ort. Bereits im 13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Udenheim eine Burg im Bereich des heutigen Schlossgässchens. Neben dem Kloster, das über einen Besitz von 500 Morgen Land verfügte, waren die Familie der Köth von Wahnscheid im späten Mittelalter die größten Landbesitzer in Udenheim. Sie bauten die Burg im 16. Jahrhundert zu einem Wasserschloss um, von dem aber nichts mehr zu besichtigen ist.

Udenheim und seine Bevölkerung waren im Laufe der Geschichte zahlreichen Schicksalsschlägen ausgesetzt. So ereignete sich am Pfingstmontag im Jahre 1535 eine Naturkatastrophe: Eine Flut aus Hagel und Wasser ergoss sich in das Dorf und ließ nur wenige Häuser stehen. Es kamen 40-50 Menschen um, ebenso 30 Pferde, 150 Stück Rindvieh, viele Schafe und Schweine. Im Gedenken an dieses Unglück wurde fast 300 Jahre lang ein Hagelfeiertag am Donnerstag nach Pfingsten abgehalten.

Auch von Kriegswirren blieb Udenheim nicht verschont. Während des 30-jährigen Krieges wurde das Dorf 1635 völlig zerstört! Gab es 1620 245 Einwohner, so waren es 1648, am Ende der Krieges, noch 30 Männer. Auf den Krieg folgte eine Pestepidemie, dennoch zählte der Ort 1687 wieder 250 Einwohner.

Wenige Jahre später, während des Pfälzer Erbfolgekrieges, wurde Udenheim 1690 von französischen Truppen erneut „ganz und gar in Grund eingeäschert“ - es blieben 32 Einwohner zurück.

8 Jahre später waren 27 geflüchtete Familien zurückgekehrt und es konnten 1701 wieder 210 Einwohner gezählt werden.

Seit den 1980er Jahren wurden größere Neubaugebiete am östlichen Ortsrand ausgewiesen. Nicht zuletzt die Lage an der A63, genau zwischen Mainz und Alzey, macht Udenheim als Wohnort attraktiv. Dies ließ die Bevölkerung von 800 im Jahre 1972 auf heute über 1400 Einwohner anwachsen.

Der Weinbau spielt eine große Rolle in Udenheim.

Wandern/Walken

Vom Parkplatz vor der Bergkirche aus kann man in den Rundwanderweg „Rheinhessenblick“ einsteigen, der mit 5,3 km Länge immer neue Eindrücke von Udenheim und der rheinhessischen Landschaft bietet.

Vom selben Startpunkt aus stehen 2 Nordic-Walking-Strecken mit 3,9 bzw. 7,5km zur Verfügung. Eine Seitenschleife des Jakobspilgerweges, mit der Jakobsmuschel als Symbol, führt von Saulheim kommend ebenfalls an der Bergkirche vorbei nach Schornsheim.